REZYKLAT

  

Die Geschichte des Kunststoffs

  

Wir alle kommen hunderte Male am Tag damit in Berührung: Plastik. Das ist nämlich die umgangssprachliche Bezeichnung für Kunststoffe aller Art. Kunststoffe sind synthetisch – aus dem Rohstoff Erdöl, oder halbsynthetisch – durch Modifikation natürlicher Polymere, hergestellte Festkörper.

Plastik hat gerade als Verpackungsmaterial wahnsinnig viele Vorteile: Es ist leicht, billig zu produzieren und widerstandsfähig. Wandlungsfähig und vielseitig einsetzbar ist es für Unternehmen von hoher Relevanz und aus Industrie und Handel nicht mehr wegzudenken. Somit wurden seit 1950 weltweit rund 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff hergestellt. Das entspricht etwa dem Gewicht von 822.000 Eifeltürmen oder 80.000.000 Blauwalen.

Doch Plastik bringt nicht nur Vorteile mit sich. Kunststoffe brauchen durchschnittlich 450 Jahre, um sich zu zersetzen und derzeit sind die Recyclingraten noch niedrig. 2017 wurden in Europa gerade einmal 30% des Plastikmülls recycelt und ein Großteil davon ist auf Verpackungen zurückzuführen. Das Ergebnis ist, dass es in den Mägen von Vögeln und Fischen landet, die Meere vermüllt und auf Jahrhunderte ein Fremdkörper im Ökosystem sein wird. Denn von dem bis heute hergestelltem Plastik wurden nur 7,2% recycelt – alles andere schwirrt noch irgendwo in unserer Umwelt herum oder wurde in Mülldeponien verbrannt.

  

  

 

Und was ist nun Rezyklat

 

Substantiv, Neutrum [das]: „etwas, was rezykliert worden ist. Ein Produkt eines Recyclingprozesses“. So steht es im Duden – aber was steckt da genau dahinter? Kurz gesagt steht der Begriff Rezyklat für alle Stoffe und Gegenstände, die ganz oder teilweise aus Materialien bestehen, die einem Recycling entstammen. Es geht darum, dass Abfälle, vor allem Post Consumer – also aus unseren Haushalten, wieder zu jenen Produkten werden können, welche sie bereits einmal waren. Somit kann hier an Recyclingpapier und wiederverwertetes Glas gedacht werden, doch wird der Begriff Rezyklat vor allem häufig in Zusammenhang mit Plastik verwendet.

Gemeint ist hier die Herstellung von neuem Kunststoff durch Wiederverwertung von entsorgtem Plastik. Der Recyclingprozess von Plastikmüll ist meist relativ simpel: Das vom Verbraucher korrekt entsorgte Plastik wird sortenrein zu Granulat zerkleinert. Dieses wird im Anschluss eingeschmolzen und als (Sekundär-) Rohstoff für neue Gegenstände und Verpackungen verwendet.

  

 

  

 

Demnach kann gesagt werden, dass die Herstellung mit Plastik-Rezyklat aktuell die nachhaltigste Möglichkeit ist, etwas aus Kunststoff herzustellen. Denn leider sind auch kompostierbare Kunststoffe kein Heilmittel gegen Plastikmüll. Bio-Plastik klingt nach grünen Wiesen und Natur, doch ist dies nicht so einfach wie für den Verbraucher dargestellt. Egal ob das verwendete Plastik aus Kohle und Erdöl, aus Mais oder Soja besteht, egal welche chemische Basis es hat: Woher soll ein Joghurtbecher wissen, ob er im Supermarkt steht oder auf dem Kompost liegt und ab wann er zerfallen darf? Plastik kann so zusammengebaut werden, dass es sich wieder in seine Bestandteile zerlegen lässt – oder für immer so bleibt. Somit kann auch herkömmliches erdölbasiertes Plastik „bioabbaubar“ sein und Kunststoff mit Maisanteil sich hingegen erst in hundert Jahren auflösen.

Doch Plastik ist aus unserem Alltag aktuell nicht wegzudenken und deshalb nehmen wir uns zu Herzen, was Jack Johnson so schön singt: Reduce, Reuse, RECYCLE!

 

 

Wie viel wird aktuell schon recycelt?

 

Da Kunststoff als wertvolle, wiederverwertbare Ressource anzusehen ist, muss die Kreislaufwirtschaft gefördert und klügeres Recycling betrieben werden. Doch den Abfall sauber zu trennen und sortenreine Recycling-Materialien zu produzieren, ist teuer – und verlangt gewaltige Investitionen. Deutschland, Recyclingland? Wir produzieren so viel Müll wie kein anderes europäisches Land. Dafür recyceln wir angeblich besonders gut. Stimmt das wirklich?

Der Recyclingmeister Deutschland liegt mit einer Recyclingquote von 66% noch vor Österreich, Belgien und Slowenien. Doch unsere rühmliche Bilanz ist bei genauerem Hinsehen eher Augenwischerei, denn der Begriff Recycling unterliegt einer ganz schön kreativen Auslegung. In die Berechnung der Recyclingquote unserer Müllmenge wird alles einbezogen, was bei Recycling- und Kompostieranlagen angeliefert wird – unabhängig davon ob recycelbar oder nicht. Wenn wir uns den Teil ansehen, der tatsächlich wiederverwertet wird, so ist der Wert etwa um 15-25% geringer als angepriesen.

 

 

Kann die Qualität von Rezyklat mit der von neuem Plastik mithalten?

 

Gerade Kunststoffverpackungen von Lebensmitteln – so wie es beispielsweise die unserer Mundspülung und unserer Zahnpasta-Tuben sind – müssen strengen Qualitätsvorschriften entsprechen. Diese gelten für neu produzierte Verpackungsmaterialien als auch recycelte. Deshalb: Ja! Als Verpackungsmaterial kann Rezyklat absolut mithalten!

 

 

Wie kann der Einsatz von Rezyklaten gesteigert werden?

 

Eine hohe Recyclingquote ist die wesentliche Voraussetzung dafür, dass der Stoff als Wertstoff erhalten bleibt. Sekundärrohstoffe wie Rezyklat können nur hergestellt werden, wenn gut getrennt wird. Rund 92% der Verbraucher finden Mülltrennung richtig und befürworten das Recyceln von Verpackungsmüll. Damit dieses Potential bestmöglich genutzt wird und moderne Wiederverwertung seine umweltschonende Wirkung entfalten kann, gilt es bei der Müllsortierung wenige, einfache Regeln zu beachten. Denn beim Müll trennen kommt es vor allem auf Sorgfalt an!

 

 

Welcher Müll in welche Tonne und welche Mülltonnen gibt es?

 

Beim Thema Kunststoffrecycling, sprich Rezyklat, steht der „Gelbe Sack“ oder die „Gelbe Tonne“ im Mittelpunkt. Beide sind exklusiv für Leichtverpackungen aus Metall, Verbundmaterial und Kunststoff reserviert! Dazu gehören z.B. Joghurtbecher und ihre Deckel, Styroporverpackungen und leere Plastikbehälter aus Deinem Badezimmer, wie Zahnpastatuben und Mundspülungsflaschen.

Doch keine Regel ohne Ausnahme: Lokal können Sammelsysteme unterschiedlich sein. Informiere Dich beim Abfallberater Deiner Kommune oder bei dem zuständigen Entsorgungsunternehmen nach der richtigen Mülltrennung in Deiner Region!

 

 

 

 

Was kann ich als Verbraucher tun?

Kurz gesagt: Altplastik richtig entsorgen, versuchen weniger Plastikmüll zu verursachen und beim Einkaufen auf Produkte mit Rezyklatverpackung achten!